Kurzbericht zur 2. Gemeinderatssitzung am Sonntag, den 20.Juli 2003
Nach der Begrüßung und Einführung hat Herr Bürgermeister Hofstetter folgenden Wunsch von 7 Gemeinderäten und der Bürgerinitiative vorgelesen:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hofstetter,
wir bitten gemäß Art 46 (2) der bayer. Gemeindeordnung unverzüglich um die Einberufung einer Gemeinderatssitzung zum Freitagabend, den 18.Juli.
Angabe des Beratungsgegenstandes: Männerforensik
Bei der Sitzung sollen die Unterschriftenlisten zur Bürgerbefragung (Sind sie für die Einrichtung einer Männerforensik im Bezirkskrankenhaus Taufkirchen/Vils) übergeben und das Ergebnis dieser Befragung bekannt gegeben werden. Alle Bürger, die das Wort dazu wünschen, sollen gehört werden. Wir bitten darum, dass nach Kenntnis dieser neuen Fakten, über die Aufhebung des gültigen Beschlusses gesprochen und evtl. ein neuer Beschluss gefasst wird.
Mit freundlichen Grüßen
Die Gemeinderäte: Attenhauser, Christofori, Elas, Götzberger, Langmeier, Obermaier, Zeilbeck
Die Bürger mit Redewunsch wurden in eine Liste eingetragen und die Redezeit auf ca. 5 Min. festgelegt. Die Bürger wurden der Reihe nach zu ihrem Redebeitrag aufgerufen.
Nach dem 1. Beitrag von Herrn Weiher übergab dieser auch gleich die Unterschriftenlisten an den Bürgermeister.
Außer der Reihe hat sich Prof. Dr. Dose m.E. mind. zweimal kurzerhand geäußert.+)
Nach den Redebeiträgen der Bürger erfolgten die Beiträge der Gemeinderäte.
Bürgermeister Hofstetter machte darauf aufmerksam, dass er eine Ablehnung der Männerforensik auf keinen Fall verantworten möchte, weil er befürchtet, daß sich der Bezirk Oberbayern dann nicht mehr an die im ersten Beschluß zugesagten Nutzungsbeschränkungen bezüglich der Anzahl und Art der Patienten und die Festschreibung im Grundbuch halten würde. *)
Er hat folgenden Beschlussvorschlag vorgetragen und hat die Gemeinderäte auch gefragt, ob ein weiterer Vorschlag gemacht werden möchte. Das war leider nicht der Fall:
Beschlußvorschlag:
Der
Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 06.05.2003 mit der Maßgabe einer dinglich
abzusichernden Nutzungsbeschränkung beschlossen, der Erweiterung der
Frauenforensik um max. 46 Plätze und der Errichtung einer Forensik-Männerstation
mit max. 30 Plätzen im BKH Taufkirchen positiv gegenüberzustehen.
Nachdem
jedoch in weiten Kreisen der Bevölkerung Taufkirchens und seiner Umgebung
offensichtlich große Ängste und Bedenken vorherrschen und sich die Bürgerschaft
in so großer Zahl gegen das Vorhaben des Bezirks ausgesprochen hat, ersucht der
Gemeinderat den Bezirk Oberbayern, das Konzept in Bezug auf die Errichtung einer
Forensik-Männerstation im BKH Taufkirchen nochmals zu überdenken und das Votum
der Taufkirchner Bürgerinnen und Bürger bei der laut Beschluß des
Gesundheitsausschusses vom 17.03.2003 noch zu treffenden endgültigen
Entscheidung zu berücksichtigen.
Sollte
der Bezirk Oberbayern dennoch bei seinem Vorhaben, im BKH Taufkirchen eine
Forensik-Männerstation einzurichten, bleiben, verlangt die Gemeinde folgende
Einschränkungen und Maßnahmen:
Nutzungsbeschränkung
auf Patienten nach § 64 StGB, ausgenommen Personen mit schwerer Gewalt- und
Sexualdelinquenz (§§ 174 – 184 c, 211, 212 und 213 StGB),
Nutzungsbeschränkung
auf max. 30 männliche Forensik-Patienten,
Unbefristete
dingliche Sicherung der Nutzungsbeschränkungen nach Punkt 1 und Punkt 2 im
Grundbuch,
Sicherstellung, daß auch die Gerichte bei ihren Einweisungen an die Nutzungsbeschränkungen gebunden sind,
Abstimmungsergebnis:
11 x ja, 10 x nein
Folgende Gemeinderäte haben für den Vorschlag gestimmt:
CSU: BM Hofstetter, Zistler, Traber, Puschmann, Schweiger, Frau Becker, Maier Wolfgang,
SPD: Langmeier
Einigkeit Moosen: Liebl, Fanger
ÖDP: Treffler
nicht zugestimmt haben:
CSU: Elas, Obermaier
SPD: Christofori
Einigkeit Moosen: Galler
FW: Zeilbeck, Götzberger
REP: Huber, Attenhauser, Well
WGW: Maier Alois
Stellt sich noch eine Frage?
*) = Die Bezirks-Pressesprecherin gab mindestens 2 Tage vor der Sitzung in Taufkirchen bekannt: " ... dass eine etwaige negative Abstimmung im Gemeinderat zur Männerforensik am Sonntag keinerlei Auswirkungen auf die geplante Grundbucheintragung zu Gunsten der Gemeinde habe. Der Bezirk Oberbayern erkläre sich nach wie vor einverstanden, eine Belegungsbeschränkung auf suchtkranke Straftäter im Grundbuch festschreiben zu lassen... ".
So die Erdinger SZ vom 19.07.2003. Die Sitzung war bekanntlich am Sonntag, den 20.07.2003.
Es ist auch bekannt, dass am Samstag noch ein Gespräch zwischen Bezirkstagspräsident Jungwirth und Herrn Hofstetter war.
Warum sagt Herr Hofstetter dann bei der Sitzung am Sonntag, dass "bei einer Ablehnung eine unkontrollierte Ausweitung der Forensik zu befürchten ist" und steuert mit dieser Aussage die Gemeinderäte in eine von den Bürgern abgelehnte Richtung?
Dieser Zeitungsbericht der Erdinger SZ vom 19.07. 03 müsste mehreren Gemeinderäten vorgelegen haben, u.a. auch GR Langmeier.
kursiv = inhaltliche Wiedergabe des Bürgermeisters vor der Abstimmung!
Die "Politischen Meisterleistungen" und das "an der Nase herumführen" haben immer noch kein Ende?
Zum Datenschutz
Auf Anfrage schreibt die Gemeinde dem Forum dazu:
Wir bestätigen, dass die
Daten aus der Bürgerbefragung selbstverständlich vertraulich behandelt, nicht
weiter
ausgewertet und keinesfalls weitergegeben werden. Eine Veröffentlichung und
Weitergabe ist aufgrund des Datenschutzgesetzes unzulässig.
Mit freundlichen Grüßen
Konrad Karbaumer
Auf Anfrage schreibt der Bezirk Oberbayern dem Forum dazu:
Selbstverständlich sichern wir Ihnen und allen, die Unterschriften auf der von Ihnen übergebenen Liste geleistet haben, absolute Vertraulichkeit zu. Wir werden weder Namen noch sonstige Daten an Dritte weitergeben.
Mit freundlichen Grüßen
Ernst Brinkmann.
Wir danken der Gemeinde und dem Bezirk Oberbayern für die Zusagen.
Josef Nöscher
+) = Um den Gemeinderäten und BürgerInnen die Zusammenhänge der Gemeinderats- und Bezirkstagsbeschlüsse zu erklären, meinte Prof. Dr. Dose (inhaltlich etwa so): Wenn mein Sohn ein Fahrrad will, fragt er zuerst mich. Wenn ich unter dem Vorbehalt, daß es auch seine Mutter befürwortet, zustimme, geht er zu meiner geschiedenen Frau und die entscheidet dann letztendlich (und bezahlt). Danke für die "nötige und tolle Aufklärung", Herr Prof. Dr. Dose.
Sicher
auch unangebracht war m.E. seine Bemerkung (und Beeinflussung) zu Wortmeldungen (u.
a. bei Gemeinderat Elas), das
gehe ihm auf den Keks!
siehe
Dorfener Anzeiger vom 22.07.2003
Mein Eindruck: Alle anderen Anwesenden bei der Sitzung zeigten deutlich mehr Achtung vor unseren Gemeinderäten, was für mich normal ist bzw. was ich für angebracht empfinde!